Der Flügel-Altar der St. Marienkirche Bernau
Bedeutendstes Kunstwerk im Kirchenraum ist der spätgotische Flügelaltar.
Er besteht aus 39 figürlichen und 68 bildlichen Darstellungen auf drei Seiten.
Stammt vermutlich aus der Schule von Lucas Cranach dem Älteren." Der Altar wird auf das Jahr 1519 datiert.
So wie der mechanische Aufbau ist auch der Inhalt dreigeteilt. Auf der Festtagsseite mit den vergoldeten Figuren steht die Krönung Marias im Mittelpunkt. Die Sonntags-
seite erzählt auf den äußeren Tafeln aus dem Marienleben und in der Mitte die Passionsgeschichte Jesu bis zum Jüngsten Gericht. Auf der Werktagsseite sind neben den Evangelisten Lukas und Markus die Heilige Familie und bekannte heilige Personen dargestellt.
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Drei Themenkreise sind es, die der Bernauer Flügelaltar mit den Möglichkeiten seiner dreimaligen Wandlung umfasst und die wechselnd gezeigt werden können: an den Festtagen die Verherrlichung der Maria als der Kirchenpatronin der Pfarrkirche von Bernau, an den Sonntagen die Christusgeschichte, seine Menschwerdung und Passion, sowie die Heiligenlegenden an den Wochentagen. Die Volksfrömmigkeit am Vorabend der Reformation wird darin sichtbar. Die Fürsprache der Märtyrer und Nothelfer vor dem Thron Gottes wollte man sich täglich vergewissern, die Leidensgeschichte des Herrn wurde mit dem Schließen der äußeren Flügel bei den Sonntagsmessen in den Mittelpunkt gestellt. Der geöffnete Schrein mit den vergoldeten Figuren aber war in dieser Zeit des größten Marienkultes der Gottesmutter vorbehalten, ihrer Krönung als Himmelskönigin durch die Dreieinigkeit, gerahmt von posauneblasenden Engeln, umgeben von Apostelfiguren, Kirchenvätern und den gewichtigsten Heiliigen als ehrendem Geleit.
Es folgen detailierte Ansichten der 3 Seiten mit der Möglichkeit zum betrachten der einzelnen Darstellungen und Figuren.
Die Sonntagsseite
Die Werktagsseite
Die Festtagsseite
Die Bilder der Predella mit der Nikolauslegende
Den drei Töchtern eines verarmten Edelmannes wirft er drei Goldstücke zu, um ihnen
zu einer Mitgift zu verhelfen und sie damit vor dem Verkauf an ein Freudenhaus zu
bewahren. Das kleine Zimmer zeigt ein Bett, in dem die drei Mädchen schlafen.
Auf dem Tritt davor stehen ihre Schuhe, dahinter auf einer Stange hängen die
Kleider. Der Vater hat leise die Tür geöffnet, um den Wohltäter zu erspähen, der auf
jeder der vier Pedellenszenen als alter bärtiger Mann mit Mitra und edelstein-
besetztem Chormantel sowie mit Krummstab erscheint.
Im zweiten Bild verhindert er die Hinrichtung von zwei, nach der Legende eigentlich
drei, unschuldig Verurteilten. Sie werden bereits vom Schwert des Henkers bedroht.
Als in seiner Diözese Myra in Kleinasien eine Hungersnot ausgebrochen war, schickte
Nikolaus Schiffe mit Getreideladungen zur Stadt. Durch ein Wunder füllte er sie
wieder auf, sodass sie ohne Verlust zu ihrem egentlichen Bestimmungsort weiter-
fahren konnten. Dargestellt ist die Entladung der wertvollen Fracht in seiner
Gegenwart.
Die letzte Tafel zeigt die Heilung von Lahmen am Grab des Nikolaus, das als riesiger,
schmuckloser Sarkophag den gesamten Bildraum ausfüllt. Ein Krüppel sitzt im Vorder-
grund, ein zweiter hält die Hand unter eine heiße Ölquelle, die dem Grab entspringt.
Öl galt als Heilmittel gegen jegliches Siechtum. Dahinter ist noch eine Frau zu sehen.
Fotos: A. Steinheisser, E. Nentwig, U. Hasse